Roter Zauber: Band 2 (German Edition) by Black Holly

Roter Zauber: Band 2 (German Edition) by Black Holly

Autor:Black, Holly [Black, Holly]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-04-13T22:00:00+00:00


ZEHNTES KAPITEL

ICH ÜBERNACHTE IN MEINEM alten Zimmer in dem verwahrlosten Haus und wälze mich hin und her. Obwohl ich nicht an den toten Typen denken will, der in der Tiefkühltruhe zwei Etagen tiefer kaltgestellt ist, sehe ich ständig Janssens tote Augen vor mir, die durch die Dielen hochstarren und schweigend darum betteln, gefunden zu werden.

Unabhängig von seinem Lebenswandel hat er eine würdigere Beerdigung verdient, als in einem Gefrierschrank zu stecken. Und wer weiß, was ich verdient habe, weil ich ihn da verstaut habe.

Da ich ohnehin nicht schlafen kann, schlage ich seine FBI-Akte auf und breite den Inhalt auf dem Bett aus. Ich erfahre, wie Janssens Freundin heißt – Bethenny Thomas –, und ein paar Details über die Aussage, die sie in jener Nacht zu Protokoll gegeben hat. Das ist alles nicht sonderlich interessant. Ich sehe es vor mir, wie sie Anton einen Umschlag mit Geld an die Brust drückt. Und dann stelle ich mir vor, wie ich mich über Janssen beuge und meine bloße Hand, meine gekrümmten Finger nach ihm ausstrecke.

Bin ich etwa das Letzte, was er gesehen hat, ein schlaksiger Junge mit einer unmöglichen Frisur? Fünfzehn Jahre war ich damals alt.

Ich lasse mich auf den Rücken fallen und bringe dabei die Akten durcheinander. Egal, denn die führen nicht zu Philips Mörder. Kein Wunder, dass sie beim FBI verwirrt sind. Sie wollen unbedingt Philips großes Geheimnis herausfinden, aber es steht nirgends. Das muss sie wahnsinnig machen, kurz davor gewesen zu sein, ein Rätsel zu lösen und stattdessen noch eins oben drauf zu bekommen. Was war Philips großes Geheimnis und wer hat ihn getötet, um es zu bewahren?

Die erste Frage ist leicht zu beantworten. Das Geheimnis bin ich.

Wer würde töten, um mich zu schützen?

Ich denke an die Gestalt mit dem weiten Mantel und den roten Handschuhen. Dann denke ich noch ein bisschen mehr über sie nach.

Am nächsten Morgen tappe ich nach unten und koche Kaffee. Ich habe miserabel geschlafen. Mitten in der Nacht bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich nur eine Chance habe, etwas herauszufinden, wenn ich mich ernsthaft auf die Suche mache.

Am besten fange ich bei Philips Wohnung an. Auch wenn die Polizei sie schon durchsucht hat – das FBI wahrscheinlich auch –, wissen die Beamten doch nicht, wonach sie suchen sollen. Natürlich weiß ich das auch nicht, aber immerhin kenne ich Philip.

Außerdem hat man mir ein Ultimatum gestellt.

Ich trinke den Kaffee, gehe duschen und ziehe ein schwarzes T-Shirt und eine dunkelgraue Jeans an. Mein Wagen springt nicht an. Ich klappe die Kühlerhaube auf und starre eine Weile auf den Motor, aber mit Dieselautos kenne ich mich wirklich nicht aus.

Ich trete gegen die Räder. Dann rufe ich Sam an.

Es dauert nicht lange, bis er mit seinem Leichenwagen vorfährt.

»Was hast du mit dem Schätzchen gemacht?«, fragt Sam, tätschelt die Motorhaube meines Wagens und sieht mich vorwurfsvoll an. Er trägt sein Wochenend-Outfit: ein Hemd mit einem Bild von Eddie Munster, schwarze Jeans und eine Pilotensonnenbrille mit verspiegelten Gläsern. Seine Eltern müssen blind sein, wenn sie nicht merken, dass er auch beruflich mit Kino-Spezialeffekten zu tun haben will.



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